Systemische Organisationsentwicklung
In der systemischen Organisationsentwicklung werden Organisationen als soziale Systeme verstanden, in denen einerseits das Verhalten des Einzelnen vom sozialen System und andererseits die Entwicklung des sozialen Systems vom Einzelnen beeinflusst werden. Veränderung stellt die einzige stabile Konstante dar, es findet eine permanente Entwicklung des Systems statt. Als Folge gibt es keine starren Strukturen. Die systemische Organisationsentwicklung soll helfen, die Komplexität des Systems zu reduzieren und Selbstorganisation zu ermöglichen.
Menschenbild der systemischen Organisationsentwicklung
Die systemische Organisationsentwicklung begreift den Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele. Als körperlich-biologisches Wesen setzt es seine Fähigkeiten und Fertigkeiten ein. Die Beziehungen zu anderen Menschen mit dem Bedürfnis nach Anerkennung, Wertschätzung und Kommunikation gestaltet der Mensch als seelisch-soziales Wesen. Als denkendes, intellektuelles und selbständiges Individuum, also als geistiges Wesen, möchte der Mensch seine persönliche Entfaltung und Entwicklung mit größtmöglicher Freiheit selbst gestalten. Die Maßnahmen der systemischen Organisationsentwicklung sollen den Anforderungen entsprechen, die diese Einheit stellt.
Ziele
Der klassischen Organisationsentwicklung geht es um die Ziele Effektivität und Humanisierung. In der systemischen Organisationsentwicklung wird zudem das Ziel der Authentizität verfolgt. Darunter ist zu verstehen, dass die Konflikte, die sich zwischen den klassischen Zielen ergeben können, offen angesprochen und angegangen werden. Die Förderung der Selbstorganisation stellt ein weiteres Ziel der systemischen Organisationsentwicklung dar, welches dem menschlichen Bedürfnis nach Ordnung und Sicherheit nachkommt. Dies setzt allerdings Motivation (Wollen), Fähigkeit (Können) und Kompetenz (Dürfen) der Beteiligten voraus.
Grundprinzipien
In der Organisationsentwicklung werden die Prinzipien der Partizipation, der Prozessorientierung und der Langfristigkeit des Projektes zugrunde gelegt. Sie strebt an, seitens der Mitarbeiter eine aktive Mitbeteiligung auszulösen und den Prozess, anstelle des Ziels, in den Vordergrund zu stellen. Außerdem soll der Prozess langfristig und schrittweise angelegt werden. Darüber hinaus drückt sich der systemische Aspekt im Prinzip der ständigen Veränderung aus. Davon ausgehend, dass sich Umwelten ständig wandeln, müssen sich Unternehmen ebenfalls dauernd anpassen und verändern. Die systemische Organisationsentwicklung soll deshalb als ein kontinuierlicher Prozess angelegt werden.
Systemische Organisationsentwicklung als Prozess
Im Prozess der systemischen Organisationsentwicklung werden verschiedene Phasen durchlaufen. Dabei gibt es allerdings keine feste Reihenfolge und da es sich um einen fortwährenden Entwicklungsprozess handelt, werden einzelne Phasen mehrmals durchlaufen. Zunächst einmal ist es sinnvoll, eine gewisse Orientierung zu schaffen und dabei die Organisationsmitglieder für den Veränderungsprozess zu sensibilisieren. Um Zukunftsbilder zu erarbeiten, sollte eine Situationsklärung stattfinden, in der ein gemeinsames Verständnis der IST-Situation entwickelt wird. Nachdem Veränderungsziele formuliert wurden, ist es sinnvoll, diese noch einmal zu konkretisieren und zu gewichten, um den Prozess nicht zu komplex zu gestalten. Zur Verankerung des Organisationsentwicklung-Prozesses in der Organisation sollte eine Steuerungsstruktur, bestehend aus einem internen Projektleiter und einer Entwicklungsgruppe, geschaffen werden. Über die gesamte Dauer des Prozess muss eine vollständige und dauernde Information an alle Betroffenen gewährleistet sein, um Transparenz zu schaffen. Außerdem muss nach der Bearbeitung ausgewählter Ziele auch eine Auswertung und Kontrolle bisheriger Teilprojekte durchgeführt werden, bei denen neue Ziele in den Prozess integriert und vorhandene angepasst werden.